Der Krater. Thriller by Douglas Preston

Der Krater. Thriller by Douglas Preston

Autor:Douglas Preston [Preston, Douglas]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783426405567
Herausgeber: Knaur e-books
veröffentlicht: 2010-12-15T05:00:00+00:00


43

F

ord stieg von dem Beiboot auf die Felsen von Shark Island und sog tief die salzige Luft ein. Er war froh, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben – von der Bootsfahrt aufs offene Meer, selbst bei ruhiger See, war ihm ein wenig schlecht. Er war nicht zum Seemann geboren, das musste man zugeben. Der strahlende Sommertag tauchte die Insel in warmes Sonnenlicht, und der Ozean erstreckte sich schimmernd vom Festland bis zum Meereshorizont. Möwen kreisten über ihren Köpfen und kreischten empört, weil sie von ihren gewohnten Ruheplätzen auf den Uferfelsen aufgeschreckt worden waren.

»Machen Sie sich die Guccis nicht schmutzig«, sagte Abbey.

Er folgte ihr zum höchsten Punkt der Insel, wobei er sich seinen Weg zwischen Felsbrocken und Gagelsträuchern suchen musste. Gleich darauf fand er sich am Rand eines kleinen Kraters. Die Regenfälle der vergangenen Tage hatten das geborstene Felsgestein am Grund des Kraters freigespült. Mitten im Fels, umringt von Rissen, konnte Ford ein makellos rundes Loch von etwa sieben Zentimetern Durchmesser erkennen.

Er holte tief Luft. Was konnte solch ein Eintrittsloch schlagen, zwölftausend Kilometer Planet durchfliegen und auf der anderen Seite wieder austreten, mit einem Loch von drei Metern Durchmesser?

»Wir haben einen Meteoriten gesucht«, sagte Abbey, »und das hier gefunden: ein Loch.« Sie lachte etwas kläglich.

Ford holte einen kleinen Geigerzähler aus seiner Ausrüstung. Der registrierte nur die gewöhnliche Hintergrundstrahlung von etwa 0,05 Millirem pro Stunde.

»Werde ich Kinder mit zwei Köpfen bekommen?«

»Wohl kaum.«

Er stieg in den Krater, kniete sich hin, schob die Finger in den Krater und tastete darin herum. Die Wände waren glatt wie aus Glas, genau wie die Wände des größeren Lochs in Kambodscha. Das außerirdische Objekt – was auch immer das gewesen sein mochte – hatte ein zylindrisches Loch im Fels hinterlassen, so perfekt, als hätte es jemand gebohrt. Risse umgaben es, doch es war kaum ein Anzeichen von großer Krafteinwirkung zu erkennen, nichts von der explosiven Gewalt, die bei einem Einschlag auftritt – der Rand des Lochs war erstaunlich sauber, der Boden darum herum kaum mitgenommen. Es war, als hätte irgendeine unbekannte Kraft die Energie des Einschlags absorbiert oder neutralisiert. Dasselbe musste auf der anderen Seite der Welt geschehen sein, in Kambodscha. Das Austrittsloch hätte gewaltig sein müssen, wie das einer Kugel, die einen Kürbis durchschlägt – die Druckwelle allein hätte Unmengen Material ausschleudern und einen aktiven Vulkan oder Magma-Eruptionen hinterlassen müssen. Aber nein. Die Löcher an beiden Enden hatten sich irgendwie sauber versiegelt. Kein Magma, keine Eruption, nur gewöhnliche Hintergrundstrahlung. Das war unerklärlich. Alles, was groß und schnell genug war, ein Loch in Fels zu schlagen und sich sogar durch die gesamte Erde zu bohren, hätte die Insel zu Staub zerblasen müssen.

Ford spähte mit der Taschenlampe in das Loch hinab; es führte gerade wie ein Rohr in die Tiefe, so weit der Lichtstrahl reichte. Er schauderte. Irgendetwas an dieser Sache jagte ihm Angst ein; er wusste nicht recht, was. Er vermaß das Loch, notierte den Eintrittswinkel und machte ein paar Fotos. Dann holte er seinen Geologenhammer aus der Tasche und schlug ein paar Fragmente vom Rand



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